Die Bedeutung von Projektarbeit in Österreichs größtem ÖPNV-Unternehmen, den Wiener Linien

Wiens oberster „Chauffeur“, Günter Steinbauer ist Chef von 8.700 Mitarbeiter*innen und täglich für den reibungslosen Ablauf des Öffi-Netzes in Wien verantwortlich. Nach seinem Bauingenieurwesen-Studium an der TU Wien ist er nun bereits seit vierzig Jahren bei den Wiener Linien in vielfältigen Funktionen für den U-Bahn-Bau tätig, etwa als Projektleiter für die U6 - oder als Chef des gesamten U-Bahn-Neubaus. Seit 2001 ist Günter Steinbauer Mitglied der Geschäftsführung der Wiener Linien und seit 2004 deren Vorsitzender. Er hat die Fahrzeuginstandhaltung reorganisiert, war für die Fuhrpark-Erneuerung der Wiener Linien verantwortlich und hat Elektrobusse nach Wien gebracht. Ein besonderes Anliegen ist ihm der Ausbau der gesamten Verkehrsinfrastruktur im Ballungsraum Wien.

 

Integration mit vielen Nationalitäten: alle an einem Strang aber auch in die gleiche Richtung!

Bei den Wiener Linien arbeiten Mitarbeiter*innen aus mehr als vierzig Nationen, die alle am selben Ziel arbeiten: Das Öffi-Netz für die Wiener und Wienerinnen sicher und praktikabel zu gestalten. Als Geschäftsführer muss Steinbauer hier natürlich auch Vorbild sein und die richtige Kultur leben. Die diverse Kultur wird daher auch aktiv genutzt. So konnten beispielsweise bei der EM 2008 Stationsdurchsagen in vielen verschiedenen Sprachen durch Mitarbeiter*innen im Unternehmen übernommen werden.

 

Die U-Bahn als Motor der Stadtentwicklung

U2/U5 Ausbau

© Wiener Linien/Zinner

 

U-Bahnen sind die Hauptschlagader der Stadt. Wien liegt in vielen internationalen Rankings auf sehr guten Plätzen – je nach Ranking in den Top 10 im Bereich Lebensqualität. Als Best Practice für die Schaffung neuer Siedlungsstrukturen nennt Steinbauer die Seestadt Aspern. Hier wurde die öffentliche Verkehrsanbindung zuerst geplant, bevor Lebensräume mit vielen Grünflächen für die Menschen geschaffen wurden.

Die Wiener Linien haben eine klassische Bauherrenfunktion und machen die örtliche Bauaufsicht selbst um stets Einblick in die Geschehnisse vor Ort zu haben. Eine eigene Management Abteilung ist für Infrastruktur-Projekte, Großbauvorhaben und andere Großprojekte zuständig, unterteilt in Projektteams die pro Bauabschnitt (z.B. eine Station) mit Projektleiter*innen Leistungen abnehmen und kontrollieren. Auch die Abstimmung mit Anrainer*innen und Politik benötigt Fingerspitzengefühl. Früher waren die Herausforderungen im Baubereich angesiedelt. Man musste schauen, wie man beispielsweise öffentliche Orte „untergraben“ kann, ohne das Leben dort zu beeinträchtigen. Im Laufe der Zeit haben aber rechtlichen Fragen immer mehr an Bedeutung gewonnen, als Beispiel nennt Steinbauer hier EU-Beitritt, Vergaberecht, Anrainer-u. Bürgerrechte sowie UVP-Verfahren. Die Vorlaufzeiten für die Projekte sind im Laufe der Zeit immer länger geworden aufgrund von technischen Herausforderungen, Komplexität und veränderten Rahmenbedingungen. Das aktuell größte Projekt ist der Ausbau der U2/U5, wo der Start für das Jahr 2026 geplant ist. Die neue U-Bahn soll autonom fahren. Ziel ist es, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, mehr Stabilität und hohe Sicherheit im Betrieb zu erreichen.

 

PM-Fähigkeiten

Projektmanagement hat für Günter Steinbauer zwei ganz wichtige Seiten, die fachliche Komponente wie Zeit, Budget und Auftrag, sowie die persönliche Seite, die die Menschen umfasst die dahinterstehen. „Wer in Projekten arbeitet, muss die Gabe haben, Leute zusammen zu bringen, sowie die kooperative Projektabwicklung umsetzen können. Als Geschäftsführer ist man verantwortlich für klare Strukturen und Zuständigkeiten im Unternehmen, man schaut, dass die richtigen Leute an den richtigen Stellen sitzen“, so Steinbauer.

Projektleiter*innen haben hohe Verantwortung und brauchen natürlich eine dementsprechende gute, technische Ausbildung. Als Grundvoraussetzung für Projektleiter*innen bei den Wiener Linien, betont Günter Steinbauer das eigene Know how. Projektleiter*innen haben weitgehend Entscheidungsbefugnis, aber bei Mehrkostenforderungen oder anderen größeren Entscheidungen muss natürlich Rücksprache mit der Geschäftsführung gehalten werden. Das Projektmanagement hat sich seit seinen Anfängen bei den Wiener Linien gerade durch neue Technologien sehr verändert, heute hat man modernere Tools und kann quasi auf Knopfdruck sehr viel Information abrufen. Eine wichtige Kompetenz im PM bleibt für Steinbauer dennoch definitiv Kommunikation. Gerade bei großen Projekten muss hier sehr viel im Vorfeld in Kommunikation investiert werden, um Leute abzuholen und aufzuklären. Transparenz ist ein entscheidender Faktor, dann werden die eigentlichen Genehmigungs- und Bewilligungsverfahren eher Routine. Neben der technischen Grundausbildung für Projektmanager*innen zählen vor allem Lösungskompetenz und Performance in der Umsetzung. Als wichtigste persönliche Kompetenzen betont Günter Steinbauer Teamplay und Teamführung sowie Verlässlichkeit.

 

Wir sind schon gespannt welche neuen Projekte nach der Fertigstellung der U5 bei den Wiener Linien am Programm stehen. Hören Sie in die vollständige Podcast-Episode hier hinein.

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM leitet die pma Geschäftsstelle. Er hat seine Studienschwerpunkte Projektmanagement, IT und Sozialwissenschaft in Projekten für die öffentliche Verwaltung zum Einsatz gebracht. Besonderes Interesse hat der begeisterte Schifahrer an komplexen Entscheidungsprozessen und am Mentoring junger Projektmanager*innen entwickelt. Alexander Vollnhofer ist seit 2013 pma Mitglied und leitete 2017 die pma young crew, die pma Plattform für Einsteiger*innen im Projektmanagement. Seit 2018 ist er im pma Vorstand und als Geschäftsstellenleiter für pma tätig. Seine Zuständigkeit im Vorstand umfasst die Betreuung von pma young crew Aktivitäten und den Bereich Innovation.


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